Städter und Ländler

„Ich verabscheue Leute, die Hunde halten. Das sind Feiglinge, die nicht genug Schneid haben, selbst zu beissen,“ meinte schon Strindberg.

Guat, ich sehe das anders. Ich umgehe Leute, die Katzen halten. Die können ja immer unbehelligt und unbeaufsichtigt in der Gegend rumscheissen, sich verstecken, müssen nie an die Leine gelegt werden, und werden sich immer hinter dem Image verstecken, dass Katzen so freiheitlich, eigenverantwortlich, unzähmbar, wild und undressiert sind, wie die FDP sein möchte…

Es gibt aber sicher genausoviele bezaubernd kultivierte Menschen mit Hunden. Jetzt können Sie mir so einen Ist-eh-nicht-so-Blick auf dem screen zuwerfen und denken: Der hat wieder so einen Wahnsinns-Schwenk im Hirni. Vielleicht weil ich als Metzger-Ausläufer-Bub auch von einem Hund gebissen wurde. (Der hatte zwar nicht die Tollwut, ich musste nur genäht werden). Aber wir waren später (mit unserer Tochter) stolze Hunde-Eltern eines Boarder-Collies. Dreizehneinhalb Jahre lang.

Absatz. Trommelwirbel.

Aber eigentlich wissen wir seit Biller, dass die Bösen nicht rundherum schlecht sind, dafür sind die Guten auch nicht besser.

Aber sagen Sie das mal diesen tonnenschweren Satz einem Parteigänger mit Martullo-Gesicht. Kaum auszuhalten. Die stellen keine Fragen mehr, die brauchen keine Antworten mehr mit diesem abgenzend-enthemmten Gemeinsinn, den sie  rauszubellen pflegen.

Auch jeder Nazi hätte doch gesagt, er kenne einen guten Juden. Auch jeder Hundehater kennt doch einen guten Katzendisser. Diese schmutzabweisenden Antworten sind heute gefragt bei Talkshows, wo wieder viele Aushilfsnazis zum Quotenausgleich mittun dürfen.

Jetzt können Sie natürlich die Finger auf- und zuklappen, so als Geste für jedes Alltagsblabla…Echt jetzt? Hundegeschichten sind eh für die Katze. Oder für die innere Ruhe. Sie können mir auch so Seelensmarties aus Dr. Feelgoods Medizinschrank einkippen. Meine Parole: Tendenzfrieden unter Tierfreunden. Resultatorientiertes Stillhalten wie in der Schweizer Politik. Katzen und Hunde sind wie Städter und Ländler. Meine Befähigung zum Hörverstehen könnte da was nützen; Miauen und Bellen simultan erfassen, ein synästhetisches Von-den-Tieren-gelerntes-Sichverstehen.

Für geordnete Einfamilienhaus-Siedlungen sicher ein Verkaufsargument. Schliesslich sind die Geruchspartikel beider dieser Tier-Gattungen gleich störend wie Diesel- und SUV-Abgase. Und jede Verunrassung ist in diesen Zeiten eine zuviel. Im Sinne unserer monotheistischen Dominanzreligion, die auch immer mehr Dominanz verliert, plädiere ich für eine Hund-Katz-Ökumene.

Der Ausweg aus meiner Katz-Hund-Sackgasse ist wohl naheliegend. Reinrassige Inzuchtexemplare, die schon von der Muothataler-und-Börsen-Treichler-Fraktion gewünscht wären, könnten ja auch bei Hund und Katz auftreten. Einfach nur nicht mit pastunischen Bergziegen kreuzen oder mixen.

Jeder humanoide Parteigänger müsste entweder hundmanoid oder katzoid sein. Also mindestens ein Tierliebhaber. Um einer frappanten Verletzung der Dummheits-Gleichstellungsverordnung
der Tiergegner zu entgehen. Das wär’s: Die attraktive, sinnliche Katzenhaftigkeit auf das Entzückendste mit den Insignien der stattlichen Hunde-Dünkels korrespondierend zu kreuzen.

Wuff-Miau. Das Leben ist eben Korrelation.

Meine ausgiebigen Kenntnisse der Manipulations- sowie der Kopulationstechniken können hier endlich mal zum Tragen kommen.
Also: Die Rüden wollen ja immer balgen, erst um die Coco und dann mit ihr…und das muss ich als Hündeler sagen: der noch so verkackteste Doggybag-Auswurf stinkt in etwa gleich wie ein katzenbebrunzter Spazierweg. Und wenn ich die modernen Damen-Hundesorten so anschaue, denke ich oft: Das ist doch kein Hündchen, das ist doch eine Feldmaus, die sich für einen Hund hält.

Ist auch bei der SVP so, das sind meist als Landlust getarnte Grossstädter. Die Grössenproportionen bei den Katzen sind wenigstens etwas weniger exzentrisch. Das ist dann wiederum wie bei den Politikern; unsere Bergspatzen halten sich ja oft auch für Adler.

Guat, wenn die dann alle mal austherapiert sind, können sie ja wie im Hinduismus von Wiedergeburt zu Wiedergeburt, mal Hund mal Katze, mal SVP mal SP werden, zwischen verschiedenen Lebensformen und Kasten auf- und absteigen. Also mal Velofahren, mal John Deere fahren oder zur Abwechslung im ÖV steckenbleiben.

Wenn die Theorie also stimmt, dass Wehmut als politisch links, und Nostalgie als politisch rechts einzustufen ist, so können die sich alternativ als verschmuste trotzkige Wehmutskatze oder als Mein-Kampf-Sau-Hund durchs Leben bewegen…und ohne narzistische Kränkung überleben. Und wenn sich dann der Schäferhund mit seinem berühmten angespannten Adlerhorst-Blick des Führers zu einer schnurrenden …..Salonkatze morpht, ist das auch nicht weiter schlimm.

Als Metzgerssohn hab’ ich gelernt was abgeht, bis das Bolzenschussgerät kommt…da kommt meist nichts mehr.

So wär’ das lebensberatungmässig doch tauglich. Nicht nur normale Quartierbewohner, auch Politstrategen könnten mal diese Hundkatze-Positionierung hinterfragen.
Um mit Nazisprech zu bluffen: Werke von bleibendem Ewigkeitswert könnten so geschaffen werden, wenn sich Hund und Katze dann liebevoll küssend „Gute Nacht“ sagen…

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