Cool ist uncool

Jahresanfang. Erstaunlich wieviele gerade Bürger einem plötzlich schräge vorkommen, denke ich in diesen Tagen. (Nein, nicht die Nicht-Impfis) Nein, die die ich meine, haben keine Vorerkrankung, lesen vielleicht höchstens mal zu viel die NZZ. In letzter Zeit sowieso. Dort häufen sich so Liberalschwurbler, Mieter-Plattschreiber, Freisinn-Tiefsinn-Taucher, Liebertär-Hauseigentümer, Klimaschutz-Diffamier-Abwäger, Identitär-Jodler, Möchtegerne-Mitmischler… Guat, irgendwann kommt auch mein Wortschatz an seine natürlichen Grenzen

Also kurz gesagt, einfach Old Economy. Sie erinnern mich an meine Nachbarn, die kürzlich meinten: „Die haben mir doch letztes Jahr noch einen Diesel als nachhaltig verkauft…!“ Da wird man zum Dumpfdünkler.

Nein, der viel zu teure Benzin-Tank ist nicht halbvoll, Herr Röschti, auch nicht halb leer, der ist so trockengelegt, dass euer Das-müssen-doch-die -andern-lösen-Optimismus zu ersticken droht. Wie eure Atomenergie-Träume.

Zum Kranklachen wäre alles, wenn es nicht zum Totlachen wäre, meinte schon Ilse Aichinger.

Eure Bewusstsein-Veränderung geht so langsam wie geruchloses Gas in den Bergwerksstollen. Bis ihr tot umfällt, glaubt ihr noch an den Spirit des Saudi-Sprits und an russisches Gas. Ja, ihr seid halt wie die Trychler wollt doch einfach Eure Ruhe haben, darum seid ihr so laut… (Strategie-Denke ist jetzt nicht das erste Wort das mir dabei einfällt.)

Ihr blickt mit Zuversicht in die Vergangenheit, ihr seid ja keine Personen der Extreme, aber  diese Wohlstandsverlust-Angst sprengt euer Hirn extrem. Wenn man nicht mehr alles verstehen kann, trychelt man. Komplexität erfordert ja Datenkompression im Gehirn. Da muss man halt an die Schelle greifen: Verlustaversion erzeugt Lärm-Terror. Hauptsache Radau.

Sie haben dieses Prinzessin-auf-der-Erbse-Syndrom…sind schmerzfeindlich, veränderungsresistent, hängen sich am Kleinsten auf…mit zwänglerischem Bauerngeiz gehen sie eine glücklich-konservatorische Verbindung ein mit den Erd-Verbrennern und wollen im Grunde dass die Abhänge von Morgarten nicht ins Rutschen kommen. Guat, jeder hat das Recht in seiner eigenen Weltanschauung alt zu werden.

Diese Geistesfluktuationen sind doch nix für sie. Diese Fluchtuaktionen von Syrien bis Afghanistan, von Libyen bis Venezuela schon gar nicht. Sie schaffen doch am Digitalfortschritt im hier und jetzt und faxen das auch gerne und fortschrittsheiter weiter. – Aber bitte, keine neuen Faxen jetzt. Die Moral ist doch was für besondere Anlässe…wie beim Papst und beim Kulturapéro.

Die Doppelmoral ist auf Durchmarsch. Bei der SVP, die sich zwar impft aber gegen das Impfen ist. Imp-formationen manipulieren ist cool. Solche Fehleinschätzungen kommen wohl von der menschlichen Gabe zur Verdrängung: ich kenne diese Art von Leuten, diese Wahrheitsquetscher mit ihrer Gegenfolklore, die sich auf ihre Hodler- Heimat etwas einbilden – und sie zugleich mit ihrem Diktatur-Schmieren-Theater gefährden. So sieht wohl SVP Glückseligkeit aus. ..das wohlstandsverwahrloste halbfette SVP-Bircher-oder-Martullo-Müsli , immer selbstgefällig den Kopf höher haltend als er sein sollte…

In der EU: Gemeinsam einige Wälder vor dem Abholzen schützen und noch letztes Jahr die Kohle-Abbau-Gebiete zu geschützten Regionen machen. Erst gabs Kohle für die Kohle. Und dann für den Ausstieg…und wer redet da nicht von win-win? Nicht einfach nur Scheisse, sondern Durchfall.

Alle Probleme zu spät gelöst. (wir wissen das schon seit 1972) Man hätte vielleicht etwas weniger länger unschlüssig sein sollen.

Uncool sei in. Cool ist uncool. Auf jeden Fall bei den Popstars, Ed Sheeran, Billy Ellish. Siehe in der Hitparade dieser Woche. Und die sind eigentlich uncool. In der Tendenz sowieso. Klimaerwärmung ist in. Und jetzt im neuen Jahr nach Glasgow spielt die EU  zwar immer noch auf cool gegen erderwärmend, obwohl eigentlich uncool, das was in in Brüssel diese Woche als „Taxonomie“ genannte Atomkraft und Erdgas-Förderung publiziert wurde.

 

Das Um-Welt-Gewissen aufbewahrt in einem Fingerhut um dann in einer monströsen Politshow rauszulassen. Not cool.

Die Macher, denen das ökologische Etwas-Wissen im Brüssler-Schnelldurchlauf von der etwas genässten Stirn gewischt wird. Die vielgeübte Halswende kennen sie doch vom Yoga. Bevorzugt ist da die neue Stellung: auf andere herabschauende Hunde. Da ist mann dann schnell im Tiefschlaf der Gleichgültigkeit– das Alleinstelllungsmerkmal der Macher.

Ecoute, mais n’entends pas.

(Das ist von René Char)

Jetzt wollen sie wieder Atomkraft. Da kann ich wieder das Kopfkissen würgen. Aua. Sie werden homecomen und die Kinder wieder zum homeschooling schicken. Und danach direkt in den Klimatod. Lieber gut geschult sterben als so Friday-Future-Zeugs glauben…

Der verstaubte Polit-Sprechzettel mit den grossen Heilserzählungen genügt da, glaubs, nicht. Mit der Methode des permanenten Flick-Ficks geht das halt nicht – lösen wir ein Jahrhundertproblem nicht.

Aber das Grenzenziehen selbst am Tag vor der Sintflut ist ebenso wichtig wie Luthers Pflanzen des Apfelbaums. Uncool spielen für das coolen der Welt wär’ angebracht.

 

 

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