Pissonanz

Die Geschichte begann mit dem Befeuern der Welt mit tweets. UIUIUI…CS-Skandal. Und wenn man dabei etwas falsch macht, und sich einredet es sei nicht so falsch, dann nennt man das kognitive Dissonanz.

Als Kommunikations-Azubi in den 70er Jahren habe ich mir „Kognitive Dissonanz“ so eingeprägt: Mercedes Käufer schauen sich 1 bis 2 Monate nach dem Kauf ihrer Luxuslimousine (war es damals) vermehrt und sehr intensiv die Mercedes-Inserate in der NZZ an. Das wurde getestet. Die wollten also sicher sein, dass sie nichts falsch machten…

Die Selbsttäuschung beherrscht der Mensch noch sicherer als die Lüge.

Das wusste schon Dostojewski.Und jetzt haben wir diese Crédit Suisse. Bis vor kurzem sprachen die deutschen Nachrichtensprecher in ARD und ZDF noch von Kredi-T Suisse. Also das T deutsch ausgesprochen. Soviel kam die CS ja auch nicht vor in den Tagesschauen. Obwohl sie ja bereits soviele Frauds weltweit begangen hatte.

Die Selbsttäuschung beherrschen wir Schweizer schon– zwar mit ausgelaugtem Gehabe. Und wir können uns jahrelang einreden die Banker seien doch rechtschaffene Leute. Klar, gibt es die. Die Kantonalbank-Beamten aus Chur, die mit uns trainieren, gehören sicher dazu…

Nun bei uns weiss jetzt jeder etwas dazu.

Der Grundtenor „allas Kriminelli…“. Guat, Kollektivpsyche.

Auch meine. Schliesslich gehören die meisten in meinem Umfeld ja nicht zu den 0,001% die mehr wissen. – Je nach Parteizugehörigkeit und Lebenshaltung kann man dann Nuancen heraushören. Von SP-Nahtoderfahrung, SVP-FDP-Eigenverantwortungs-Beschönigungs-Gelabbere bis restmoralischem Mitte-Scheitel. Eine PUK muss her.

Die Rohner-Mühlemann-Kielholz-Dougan-undund-Mafia haben sie immer bewundert, und die Auslands-Gier-Banker immer als wilde, fremde Partygesellschaft ohne schweizerische Armeesocken angesehen. Unsere haben doch in ihrem Leben nichts weiter gewollt, als nichts weiter zu wollen als etwas mehr Cash zu bekommen. Die leben jetzt in der Stille der gutisolierten Züriberg-Villa…diese klüngelnden Reichos und giermapfenden Assis.

 

..und soeben lese ich auf meinen breaking-news „the walking death geht weiter…“

 

Als Teil einer untergehenden Welt sind sich die Schweizer aber demokratisch einig, dass die Rettung der CS wohl wieder falsch angegangen worden ist. Jetzt faltet sich der Horizont zusammen. Man sehe sich nur mal diese Keller-Sutter an, diese juristische Aufziehpuppe und der Herr Jordan mit dem (nichtverdienten, meine ich)

…eben, mit dem Image der steifen Arschgeige und diesem Geordnet-und-Gerettet-Getue.

Und diesen Biedermann-und-Brandstifter Lehmann, der mit seiner kognitiven Dissonanz (auch er hat sich eingeredet, dass sei nicht so falsch) auffiel. Aber sie wussten schon, was sie tun, diese kielholzverstrahlten Schweiz-Manager. Nur Ueli Maurers Denk-Luscht-Faulheit….

Und dann die Zahlen, die sie noch nie verstanden haben: Rettungssumme durch den Staat, 259 Millionen, und täglich kommen noch mehr dazu…das ist ja 4 mal das BIP! Staatspleite in Aussicht. Die Hosentaschen des Lebens können bodenlos sein. : Sind die von Marx besungenen „eiskalten Wasser des Kapitalismus“ auch noch ein Retro-Hit?

Ja, manchmal denkt man, es geht einem gut, und doch der Kurs der CS Aktie beweist einem das Gegenteil. Und selbst wenn man nur UBS-Aktien hat (hoho, ein Schnäppchen), also profunde Wirtschafts-Halbbildung,

…sind die Mittelstands-Wehwehchen doch schon zu Pandemie-Ängsten ausgewachsen.

Das Leben hat also doch eine Fick-dich-Version?

Jetzt verlieren die Dummen das Gefühl dumm zu sein, die Planlosen glauben einen Plan zu haben. Und die Parteien schiessen sich in Stellung wie die Himars an der Ukraine Front. Und alle sehen aus als spielten sie Statistenrollen in einem Film über die grosse Depression in den späten 20er Jahren.

 

Sie hätten gerne das Gefühl, wie wenn man grad aus dem Kino kommt, und meint der Film würde weiterlaufen, und alles würde sich um einen herum abspielen wie bisher. Der Normalitätschwund ist steigend und die Gefälligkeitsökonomie würde man gerne mit kognitiver Dissonanz als nicht so gravierend abtun.

Mein Verachtungspeicher ist fast aufgebraucht. Jetzt brauche ich dringend  meine Lesebrille beim Denken dieses Satzes.

Gleich kommen die Geigen. Wie in einem amerikanischen Film beim aufgeplusterten Rohnerschen Zürcher Filmfestival. Sogar die Champagner-Flaschen sahen damals viel zuversichtlicher aus.
Minimalkonsens: Aber es sind ja eh nur alles Flaschen.

Ein Pisco sour (schreibt man eigentlich PissCo?) und „Je ne regrette rien“ wird das beheben.

 

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