fuul isch cuul

 

Ende Jahr sollte man Bilanz ziehen, mein liebes Tagebuch, meine Sehrverehrten. (Guat, ohne Kohl, ich hab’ jetzt fast 4 Wochen im Bett hinter mir in Infektions-Multivariationen. Schon etwas Zeit zum oberfaulen Nachdenken.)

Unser Sohn gab zum Jahresende einen Hinweis auf Insta: ein Faultier aus Panama…Ausgerechnet er, der auch auf workation war, und sonst eher bisi, war mal auf Entspannung…

 

Wir Bündner sind ja Steinböcke. Unser aller Wappentier.

Etwas faul, der etwas plumpe Oblomow der Alpen, wie man sagt.

Das ist der, der den ganzen Tag auf dem Sofa lag, und es trotzdem zu literarischem Ruhm brachte. Siehe da. Beruhigt doch.

Einen wie mich, mit knapp 75, fragt man noch oft: „ Was machst du so?“ Mit gutem Gewissen faul sein zu dürfen, wär die Antwort. Jenseits des Alters in dem man sich nichts mehr beweisen muss, kann man da schon radikalsozial inkompatibel werden…

Das sagt man aber nicht gleich jeder oder jedem. – Oho, Verdacht auf Wertezerfall!

Wenn das Leben nur Teig ist, mach Capuns daraus…sagen die Bündner….

…wenigstens munden die gut, die Capuns, meine ich jetzt. Die aus dem bündnerischen Politteig zum Erwerb von Honoraren und Immobilien-Versilberungen verstehen das aber etwas anders.

Was ist die zweithöchste Todesursache nach Krebs? Langeweile. Und die hab’ ich schon längst besiegt. Vita activa und vita contemplativa? Im antiken Denken eine zentrale Frage. – No more. Das haben sowieso die klassischen Denker erfunden, die die anderen schuften liessen.

Und da kommt jetzt die (wohl altübertragene) Weisheit der jungen Yogalehrerin ins Spiel (das war früher ein Rabi): Sie sah einen auf der Strasse hetzen (wahrscheinlich ein Jurist), ohne rechts und links zu schauen. „Warum rennst du so?“, fragte sie ihn. – „Ich gehe meinem Erwerb nach“, antwortete der Spast „ Und woher weisst du“, fuhr sie fort zu fragen, „dein Erwerb laufe vor dir her, dass du ihm nachjagen musst? Vielleicht ist er dir im Rücken, und du brauchst nur innezuhalten, um ihm zu begegnen, du aber fliehst vor ihm.“

Ja, die Schwäche des vernünftigen, linearen nach vorn gerichteten Zeitbegriffs kommt da mal ins Spiel.

 

Wir rudern alle auf derselben Galeere, hat Camus gesagt.

In seiner müdheissen Sonne von Algier gab’s ja noch keine Spinningbikes. Bien, ich pedale gerne auf Spinning-Maschinen – auch nirgendwohin. Um dann mit Blei in den Füssen auch irgendwie müde zu werden.

Guat, einige meiner Senioren-Kollegen eiern noch rum wie in einer schlecht eingestellten Salatschleuder. Hauptsache sie dreht sich. Meist sind das sozial retardierte Zurückgebliebene aus der Krankhaft-Akzeptanz-Szene. Eigentlich haben die bestenfalls eine Stromsparlampe in ihrem Oberstübchen, so ein Gedankensparprogramm.

Sie gehen aber immer noch stolz in ihr Büroli. Das ist eben für ihre corporations ohne identitiy, verstehe ich. – Eiereiereier.

„Hängt davon ab, welche Welt man für die echte hält.“, sagte der Personal Trainer im Hamsterrad.

Ich meine, „faul sein, kann das Klima retten.“ Aber das verstehen noch nicht alle. Zum Beispiel nicht ans WEF gehen, vor allem nicht mit dem Privatjet. Faule Kredite erzeugen auch kein Wirtschaftswachstum. Aber davon gibts unendlich viele. Erklär das mal einem HSGler. Auch die können sich verschätzt haben, wie bei der CS oder bei Winwin-cenz.

Man sagt den Leuten ja auch immer zu spät, dass sie zuviel trinken.

„Ihr aber solltet euch Gedanken machen, was ihr mit den Gütern anstellt…“ steht in einem arabischen Gedicht (und nicht in der SP Erbrecht-Kampagne.)

Die Ungläubigen werden im Koran zu „koffâr“, es bedeutet die Undankbaren. Das ist wohl auch für die, die meinen, ich kokettiere mit meinem ökonomischen Unverstand.

Und siehe da: bereits gibts eine Bewegung unter Gutausgebildeten in China. Sie heisst Tangping. Flachliegen (nicht behördengeneriert wegen Corona). Ich tanpinge ganz gerne, ausgenommen bei Grippe.

Guat, this is not Lebensberatungs-Literatur.

Steigen Sie einfach in Fahrtrichtung links (oder auch rechts)  aus. Eine Prämie fürs faul sein, wird ja bald als Petition eingereicht, oder zumindest eine fürs Nichtautofahren…

Und wenn das so weitergeht, merken einige doch noch das Wirtschaftswachstum nicht unbedingt DIE Idee ist. Also nicht faul sein, heben Sie mal ihre Fingerli auf die Tasten und motzen sie gegen jede Arbeitsmoves oder die Aussicht auf strebsame Veränderung. Das erzeugt Begeisterung.…und steht in diamentralen Verhältnis zur Fülle der pekuniären Aussichten.

Das Pack hasst alles neue, hat glaubi, Luther gesagt.

Der meinte wahrscheinlich nicht die SVP und ihr Dieselglaube.

Oh super, das ist wieder mal ein gefälliger, ganzer Satz. Man wird schon etwas dichter in der Sprache, wenn mal faul sein will. Aber man muss ja nicht wollen, dass jeder Satz ein Klimax ist, wenn man eh zu faul dazu ist. Dafür nützt’s dem Klima.

Aber mir einfach mal nichts zu essen machen, kann ich noch nicht.
Guat, den Hunger der Welt muss man nicht unbedingt bekämpfen, indem man hungert.

Ich hab’ mir dann – wegen Krankseins einfach etwas zu spät- einfach mal fürs 2023 keine Vorsätze gemacht. Heute mach’ ich mir nur Gedanken über Gott und die Welt….

 

…hoffentlich macht das auch Gott. Aber der hätte in letzter Zeit sicher was Besseres zu tun.

Guat, aufwärts kann ich ja immer noch mal im Frühling.
Bye bye also dann auf dem Fuulhorn.

Ein Gupf ganz in unserer Nähe.

 

 

 

 

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